Auch Rudolf Brazda, der letzte überlebende Rosa-Winkel-Häftling von Buchenwald, habe stets in dem Bewusstsein gelebt, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar und unverhandelbar ist, so Ramelow weiter. „Sein Leben steht beispielhaft für die Verfolgungen, denen Homosexuelle in der Nazi-Zeit ausgesetzt waren, aber auch für den Kampf um ein freies und selbstbestimmtes Leben. Er konnte den von Adolf Hitler entfachten Vernichtungskrieg, die 12-jährige NS-Diktatur, die Verfolgungsmaschinerie der Nazis überleben, weil er nach eigenen Worten ‚immer wieder Glück‘ hatte, aber auch weil er ‚verständnisvoll‘ war und sah ‚was andere an Bösartigkeit in sich tragen‘. Worte, mit denen Rudolf Brazda die nachgeborenen Generationen aufrufen will, wachsam zu bleiben gegenüber allem Bösen. Worte, die sich an Menschen richten, für die Freiheit und Demokratie ganz selbstverständlich sind: Freiheit der Meinungsäußerung, Religions- und Gewissensfreiheit, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit. Für Rudolf Brazda, der das Böse erlebt und überlebt hat, waren diese Rechte zeitlebens von unermesslichem Wert.“
„Der rosa Winkel war einst stigmatisierendes Symbol für gesellschaftliche Außenseiter, für jede Form von Anderssein“, so der Ministerpräsident. „Heute steht er als Zeichen für den Triumph über Demütigung, Diskriminierung und Tyrannei. Das Zeugnis von Rudolf Brazda, das Schicksal der Rosa-Winkel-Häftlinge und die Geschichte von Buchenwald sind uns Verpflichtung. Sie mahnen uns, dass wir aktiv handeln, um Menschen vor ähnlichen Verbrechen zu bewahren, dass wir mutig bleiben, Benachteiligten in unserer Gesellschaft zu helfen und dass wir sensibel bleiben, um die ‚Bösartigkeit‘ zu erkennen, die andere in sich tragen.“